Brillianter Abend in der Fachhochschule Schauspieler Alexander Lipping zum Flüchtlings- und Ausländerproblem
Hagen. (CO) Ist das Flüchtlingsproblem nicht unser Problem? Sind die Schwierigkeiten, mit denen heute Asylbewerber zu kämpfen haben, uns, den Deutschen, so unbekannt? Eindringlich machte der Frankfurter Schauspieler und Sänger Alexander Lipping in der Fachhochschule klar, dass dieses Problem uns ganz besonders betrifft! Anhand von Texten deutscher Emigranten aus der Zeit des Nazi-Regimes verdeutlichte Lipping in seinem Programm „Staatenlos im Nirgendwo“, in welcher fatalen Lage sich politisch Verfolgte in der ganzen Welt befinden. Entweder passen sie sich den Verhältnissen im eigenen Land an („Im ersten Stadium der Veränderung haben die Menschen noch Angst, im zweiten Stadium nur noch Angst, etwas Falsches zu sagen, im dritten ist die Angst jedoch weg und man verhält sich loyal“), oder sie müssen fliehen. Betroffen machten Parallelen zum Heute: Durch Sprachschwierigkeiten isoliert, in ständiger Angst vor der Abschiebung lebend, in ewigem Misstrauen und mit Heimweh zurückdenkend. So ist und war die Lage derer, die ins Ausland flüchten mussten oder müssen: Die der „entarteten Kunst“ und des politischen Widerstands angeklagten Künstler, Schriftsteller und Journalisten in den 30er und 40er Jahren ebenso wie die Flüchtigen heute. Die durch Gitarre- und Pianoarrangements unterstützten Auswahltexte von Carl Zuckmeyer, Walter Mehring. Thomas Mann und anderen Exilschriftstellern rüttelten auf, machten nachdenklich.
Montag, 19. Januar 1987 – Westfälische Rundschau Nr. 15